Ein Blick aus dem Fenster ließ uns feststellen: der Wetterbericht hatte recht. Es regnete. Da uns Sewastopol sowieso nicht so richtig begeistern konnte, machten wir uns auf den Weg zu einem Tagesausflug nach
Бахчисарай. Zuerst mussten wir also zum Busbahnhof – die Tickets zu kaufen und den richtigen Bus zu finden funktionierte erstaunlich problemlos. Nicht ganz so einfach war es herauszufinden, wo genau wir aussteigen müssen. Nun ja, wir sind ein ganzes Stück durch den Ort gelaufen….
Es gibt übrigens Orte, deren Straßennamen in Google Maps nicht angezeigt werden. Бахчисарай ist einer davon. Mit Hinweisschildern haben es die Ukrainer auch nicht so und im Lonely Planet stand nur, dass der Khan-Palast sich in der Leninstraße befindet. Wir suchten dann eine Weile die Leninstraße (die nicht die Straße ist, die am Lenindenkmal vorbeiführt) und haben sie irgendwann auch gefunden. Ab hier war der Weg zum Palast des Khans der Krimtartaren ausgeschildert, und das sogar auf Englisch. Ab hier war er aber auch nicht mehr schwer zu finden.
Im Palast waren kaum Besucher, so dass wir uns in Ruhe umsehen konnten. Hin und wieder gab es Erklärungen auf Englisch, so dass wir sogar etwas über die nicht ganz so glückliche Geschichte der Krimtartaren gelernt haben.
Nach der Besichtigung wurden wir von einem jungen Mann abgefangen, der uns in ein Restaurant mit Tartarenküche locken wollte. Endlich will uns mal einer was verkaufen! Hunger hatten wir sowieso und die meisten Restaurants hatten zu, insofern kam uns die “Einladung” gerade recht. Im Restaurants wurden die Mitarbeiter nicht müde jedes einzelne Gericht anzupreisen (“very good”, “very typical”, “no meat”) und wir haben auch wirklich gut gegessen. Wir haben die Jungs dann enttäuscht, weil sie uns nicht noch zu Tee, Kaffee und Dessert überreden konnten. Irgendwann fragte der Kellner, wo wir her kommen. Wir antworteten wahrheitsgemäß und waren auf eine Bemerkung zum Zweiten Weltkrieg oder deutsche Autos eingestellt, nicht aber auf “Ah, Germany. Angela Merkel!” Keine Ahnung ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, dass Kellner im hintersten Zipfel Europas zuerst an die Kanzlerin denken, wenn sie “Deutschland” hören.
Die anderen (beiden) Sehenswürdigkeiten von Бахчисарай haben wir dann ausgelassen und sind zurück nach Sewastopol gefahren. Und endlich bot es sich mal an, Trolleybus zu fahren! Schon in Kiew war ich – warum auch immer – von diesen O-Bussen fasziniert. Von außen sehen diese Gefährte schon nicht besonders vertrauenserweckend aus, als wir dann drin saßen, hatte ich ernsthafte Zweifel daran, dass der Bus es den Hügel hoch schafft. Hat er aber und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal.
Im Hotel angekommen mussten wir uns langsam um ein Quartier für die nächsten Tage kümmern, denn in Sewastopol wollten wir nicht noch länger bleiben, wir wollten nach Jalta. Da es in Jalta keine Hostels gibt und wir nicht erst vor Ort ein Zimmer suchen wollten, haben wir per Internet noch kurz vor knapp eine Wohnung angefragt. Kurze Zeit später rief Julia an und bot uns eine 2-Zimmer-Wohnung direkt an der Strandpromenade für 30 € die Nacht an. Soviel hatten wir beide zusammen auch in den Hostels gezahlt und dort mussten wir Bad und Küche teilen.
Abends waren wir noch ein Bier trinken und dann war unser Aufenthalt in Sewastopol auch schon fast zu Ende.