Keine 20 mehr

Es ist Montagnachmittag und mir steckt das vergangene Wochenende noch in den Knochen. Eigentlich nur der Sonntag. Sowas kommt von sowas. 

Am Samstag fragte der Chef den Lieblingsmitbewohner und mich, ob wir abends mit ihm ins Freiluftkino wollen. Und vorher nochmal Spargel essen. Wollten wir und Freund R. auch und dann aßen wir Spargel, schauten im Freiluftkino Kreuzberg “Der Fall Collini” und kehrten auf dem Rückweg kurz nach Mitternacht in der Stammkneipe ein. 

Gegen 3 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander, der Chef ging zu sich, der Mitbewohner und ich zu uns und Freund R. begleitete uns noch bis zur Haustür, als wir eine Gruppen-Nachricht vom Chef bekamen. “Wollen wir jetzt an die Ostsee fahren?” 

So wie früher. Als wir in den 20er waren. Als man spontan an die Ostsee fuhr ohne Plan und Unterkunft, einfach das Meer sehen. 

Wir sind aber alle keine 20 mehr und der einzige von uns, der wirklich gar nichts getrunken hatte, hat keinen Führerschein. Es war also nur eine mittelgute Idee, aber eine sehr reizvolle.  

10 Minuten später stand der Chef mit dem Bulli vor der Tür, wir fuhren noch schnell bei Freund R. vorbei, damit der seine Badesachen holen kann und machten uns auf den Weg. Es dämmerte und die Straßen waren leer. Der Lieblingsmitbewohner schlief, Freund R. kümmerte sich um die Musik, der Chef fuhr und ich bespaßte den Chef. 

Während der Fahrt dämmerte es dann mir, dass die ganze Sache eine von diesen Ideen war, die vorher sehr reizvoll sind und hinterher eine tolle Geschichte abgeben. Aber währenddessen ziemlich anstrengend sind. Ohne Schlaf funktioniere ich nicht so gut. 

Kurz vor 5 dann Pinkelpause an der Raststätte Linumer Bruch. Weil wir das in unseren 20ern schließlich auch so gemacht hatten. Und wegen Kaffee. Die Vögel zwitscherten und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei McDonald´s waren noch nicht so ganz wach. Zwei junge Slowaken suchten ne Mitfahrgelegenheit nach Rostock, aber im Bulli gibt es nur vier Sicherheitsgurte. 

Halb acht parkten wir den Bus in Warnemünde. Um diese Uhrzeit gibt es noch Parkplätze ganz nah am Wasser. Die Jungs gingen an den Strand. Ich klappte die Rückbank im Bulli um und legte mich erstmal ne Runde zum Schlafen hin.  

Eine Stunde später wurde ich wach, weil Leute am Auto standen und an der Türklinke rüttelten. Vor dem Bulli standen meine Tante und mein Onkel mit einer Freundin. Ich wusste zwar, dass sie am Wochenende auf einer Hochzeit in Warnemünde sein würden, aber dass wir zufällig genau vor deren Hotel geparkt hatten, war dann doch überraschend. 

Mittlerweile war es warm im Auto, ich konnte nicht wieder einschlafen und gesellte mich zu den Jungs an den Strand. Dann kam noch der Exmitbewohner, der jetzt in Rostock wohnt, dazu. Ihn hatten wir irgendwann im Laufe der Nacht in unsere Pläne eingeweiht und uns mit ihm verabredet. Außerdem hat er meine Insta-Story gesehen und war also auf dem Laufenden. 

Ein entspannter Sonntag am Meer. Im Strandkorb sitzen, dösen, in der eiskalten Ostsee (15° C) baden, dösen, reden, blöde Witze erzählen…  

Als wir genug von Sand und Sonne hatten sind wir zum Essen nach Rostock gefahren und haben uns dort nochmal mit dem Exmitbewohner getroffen. Der musste zwischendurch nämlich weg und eine Radiosendung moderieren.  

Frisch gestärkt aber ziemlich müde ging es zurück auf die Autobahn. Das mit der Müdigkeit ist beim Autofahren ein bisschen ungünstig. Mit Fahrerwechsel, viel Koffein und immer schön den Menschen am Steuer wachhalten, kamen wir wieder heil zu Hause an. Sonnenverbrand, verschwitzt und müde. Vielleicht schlafen wir vor dem nächsten Ausflug lieber. Oder fahren mit der Bahn. 

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