Gottseidank haben wir unsere Reise durch die Ukraine nicht in Odessa begonnen. Wir hätten sonst gedacht, dass es überall im Land so einfach ist, ein westlicher Tourist zu sein. Nicht nur die Straßenschilder und Leute, die einen tatsächlich einfach so mal freundlich angucken oder einem erklären was man nicht versteht, auch besteht hier tatsächlich die Möglichkeit auf Englisch auszuweichen, wenn die eigenen Russischkenntnisse nicht ausreichen.
Und dann auch noch folgender Eintrag im “Lonely Planet” (frei übersetzt): Stoppt die Druckerpressen, in Odessa gibt es eine Touristeninformation!
Das mussten wir uns anschauen, vielleicht sprechen die da sogar Englisch?
Gesagt getan – wir spazierten durch die Stadt Richtung Touristeninformation, die sich nicht unbedingt in der Nähe der touristisch interessanten Sehenswürdigkeiten befindet. Als wir sie gefunden hatten stellten wir fest, dass das Büro zwischen 13 und 14 Uhr geschlossen hat. Es war 13:25 Uhr und allzuviel zu sehen gab es in der Gegend nicht.
Punkt 14 Uhr waren wir wieder vor Ort und stiegen in den Keller hinab zu einem freundlichen Herrn, der sich sichtlich freute, dass seine Anwesenheit im Kellerbüro nicht ganz unsinnig war. Er entschuldigte sich auch erstmal für das kleine Büro (“ich weiß, in Berlin gibt es eine schönere Touristeninformation”) und fing dann an, wild auf dem vor ihm ausgebreiteten Stadtplan rumzumalen. Er war ein bisschen traurig, dass ich gar nicht enttäuscht war, dass das Dolphinarium, was er so wortreich angepriesen hatte, geschlossen war. “Warum?” “Hach, Delphine sollten im Meer leben und nicht in Swimmingpools…” “????!#&???”
Mit einem Stadtplan, seiner Visitenkarte und einer Broschüre von 2009 bewaffnet verließen wir den Keller und spazierten weiter bei schönstem Sonnenschein durch Odessa.
Als wir vor der Oper standen haben wir beschlossen es mit der Kultur zu übertreiben und mal zu gucken, ob es nicht noch Opernkarten gibt. Gibt es und so gehen wir am Samstag – unserem letzten Abend in der Ukraine – für 8 € pro Person in die Oper. Die Plätze sind im Parkett und dort ziemlich genau in der Mitte.
Wenn ich das richtig verstanden habe gibt es “Genie und Eitelkeit”. Die Internetrecherche ergab, dass es sich wahrscheinlich um ein Stück von Puschkin handelt, dessen Hauptpersonen Mozart und Salieri sind. Ich bin gespannt, weiß nur nicht, wie ich dem Dresscode, der auf der Rückseite der Karten beschrieben ist, entsprechen soll, ohne noch einkaufen zu gehen…