Seit 2007 wohne ich nun in unmittelbarer Umgebung des S-Bahnhof Ostkreuz. Seit 2006 wird der Bahnhof bei laufendem Betrieb umgebaut und hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Man muss schon scharf nachdenken um sich zu erinnern, wie der Bahnhof früher mal ausgesehen hat. Oder man schaut sich alte Fotos (zum Beispiel auf Wikipedia) oder Videos an, die hier aufgenommen wurden.
Woran ich mich ohne Probleme erinnern kann: im Berufsverkehr von der Stadtbahn in die Ringbahn umsteigen oder andersherum. Jedes Mal stellten sich dabei so existentielle Fragen wie: “Werde ich es ohne blaue Flecken überstehen?” “Würde ich es überleben, wenn ich stolperte und hinfiele oder würden mich die Menschenmassen tottrampeln?” “Gibt es auch nette Menschen?” Auch heute eignet sich der Bahnhof im Berufsverkehr noch für Feldstudien zum Thema “Survival oft he fittest”, aber die Treppen sind nun breiter und es gibt Rolltreppen und Fahrstühle, die manchmal auch funktionieren.
In ein paar Jahren wird der Bahnhof wahrscheinlich wie jeder andere Bahnhof aussehen. Wenn es soweit ist, wird es vermutlich auch den Wurststand nicht mehr geben. Es gibt dort warme Würste und kalte Würste, mit Brötchen oder ohne, einzeln oder besonders günstig im 10er-Bundle. Und Filterkaffee. Gleich um die Ecke kauft man Bagels und Sandwiches mit besonders exklusivem Biokäse aus der Toskana und trinkt dazu Third Wave Kaffee, der vor Ort geröstet wird und hier gibt es Bockwurst an 7 Tagen in der Woche von morgens bis abends. Ich weiß nicht ob die Wurst gut ist und der Kaffee schmeckt (weil ich Wurst nicht esse und zugeben muss, dass ich den Third Wave Flat White von hier bevorzuge) aber ich werde den Wurststand wohl vermissen, wenn in der Zukunft an dieser Stelle irgendeine Kette den 350. Backshop eröffnet.
Wer sich über den Stand der Bauarbeiten am Ostkreuz informieren möchte ohne extra herzukommen, kann das zum Beispiel auf dem Ostkreuzblog tun.