Sightseeing in Kiew ist ganz schön anstrengend, die Stadt ist nämlich ziemlich hügelig. Nachdem wir 8 Stunden kreuz und quer, bergauf und bergab durch die Stadt gelaufen sind, liegen der Chef und ich jetzt geschafft in unserem Zimmer. Wir haben eine ganze Menge gesehen und gelernt und zwischendurch hat es auch immer mal aufgehört zu regnen.
Der Tag fing – von der Enttäuschung darüber, dass es regnete mal abgesehen – ganz gut an. Wir haben es geschafft, zwei Zugtickets für morgen nach Sewastopol zu kaufen. Hoffen wir jedenfalls: auf jeden Fall haben wir zwei Zugtickets gekauft. Das ist gar nicht so einfach, wenn die Ticketverkäuferin nur russisch und ukrainisch spricht. Ich hatte mir schön zurechtgelegt was ich (auf russisch) sagen würde – worauf ich nicht vorbereitet war, war dass die junge Frau hinter dem Schalter mir auch noch Fragen stellen würde. Als ich die Tickets dann endlich in der Hand hielt, war ich ziemlich stolz auf mich!
- Folgende Dinge habe ich heute gelernt:
- Die Metro in Kiew fährt ziemlich weit unter der Erde.
- Wenn die Ukraine mal in die EU kommen sollte, dann bekommen die Bewohner Kiews ein Problem. Sie müssten die Geschwindigkeit ihrer Rolltreppen drosseln (Vorschriften sind schließlich Vorschriften.) Dann bräuchten die Menschen allerdings ewig, um zu den wirklich sehr tief unter der Erde gelegenen Bahnsteigen zu kommen.
- Auch in einen wirklich sehr vollen Wagon passen immer noch ziemlich viele Leute rein.
- Der Dnepr ist breiter als die Spree.
- Religion und Krieg nehmen die Menschen hier ernst.
- Verglichen mit orthodoxen Kirchen sehen katholische ganz schön alt (sprich armselig) aus.
- In orthodoxen Kirchen müssen Frauen den Kopf bedecken. Kopftücher und Schals werden praktischerweise vor den Kirchen verkauft.
- Den etwas befremdlichen Eindruck, den kommunistische Kriegsdenkmäler (bei mir) erwecken kann man noch verstärken, wenn man die ganze (riesengroße) Anlage aus Lautsprechern mit ukrainischer und russischer Musik beschallt. Man stelle sich einen Park vor, zwischendrin Panzer, Reliefe und Plastiken, die den Krieg darstellen, dazu eine monströs große und ebenso hässliche Statue und das ganze dann mit Katjuscha untermalt. Sehr seltsam.
- Heiraten scheint eine beliebte ukrainische Freizeitbeschäftigung zu sein. Wichtig ist, dass man sich am Tag der Hochzeit zu einem Denkmal begibt (das muss auch nicht unbedingt schön sein) um sich dort in albernen Posen fotografieren zu lassen. Die Hochzeitsgesellschaft gibt währenddessen sehr seltsame und vor allem laute Geräusche von sich.
- Ukrainische Männer – jedenfalls die jungen – tragen die Handtaschen ihrer weiblichen Begleitung.
Ich finde es immer noch faszinierend, wie viele riesige Geländewagen hier unterwegs sind. Und ich spreche nicht von Lada Nivas. Ich habe seit gestern mehr von diesen Dingern gesehen, als in den vergangenen 32 Jahren zusammen (den Besuch im Porsche-Werk in Leipzig eingeschlossen).
Wir haben die Zeit gestoppt: Für den Weg runter zur U-Bahn in der Station “Arsenal” benötigt man mit den schnellen, ukrainischen Rolltreppen über 4 Minuten… in der EU wäre es dann bestimmt fast die doppelte Zeit. Da muss man dann morgens ein bisschen früher aufstehen. 🙂