Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Immer am 5. eines Monats will Frau Brüllen wissen, was ich eigentlich den ganzen Tag so mache und manchmal beantworte ich die Frage dann hier im Blog. So wie heute.
Als um 6 Uhr der Wecker klingelt ist es noch dunkel und das Aufstehen fällt mir schwer. Immerhin wurde ich aber tatsächlich erst durch das Weckerklingeln geweckt und liege nicht schon eine Stunde wach rum.
Das morgendliche Duschen fällt in letzter Zeit recht kurz aus, denn unsere Gastherme spinnt und warm duschen ist nicht so einfach. Der Gasthermenmensch ist ein regelmäßiger Gast in unserem Haushalt, aber er weiß auch nicht so recht. Auf jeden Fall sparen wir so Wasser.
Die S-Bahn ist voll und später in der U-Bahn versucht eine Frau ihre Tränen zurückzuhalten, was ihr nicht so richtig gelingt. Ich reiche ihr ein Taschentuch und möchte am liebsten mitheulen, aus Solidarität und weil gerade alles so anstrengend ist.
Auf der Bismarckstraße verstauen junge Männer mit blonden Locken Golfschläger im Mietwagen und ich hole mir einen Kaffee. Mit dem Kaffee komme ich im Büro an, wo mich die Krankmeldung des Kollegen erreicht. Ich plane meinen Tag um und verbrenne mir die Zunge am zu heißen Kaffee.
Dem anstrengendsten Kollegen von allen fällt jetzt ein, dass seine religiösen Termine, die in den nächsten Wochen anstehen, alle schon früher beginnen als gedacht und ob wir nicht seinen Dienstplan nochmal ändern könnten. Ich ändere seinen Dienstplan.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit, die kleinen oder größeren Probleme von Auftraggebern, Kunden und Kollegen zu lösen oder das zumindest zu versuchen. Immerhin ist ein pünktlicher Feierabend möglich – so kann ich mich wie geplant am Abend mit meinem Bruder treffen.
Der S-Bahn-Verkehr ist wegen eines Notarzteinsatzes unterbrochen und ich nehme stattdessen die Regionalbahn. Die nächsten 25 Minuten muss ich dann mit wenig Sauerstoff auskommen, denn die Bahn ist voll und die Klimaanlage defekt.
Zu Hause esse ich was und lege kurz die Füße hoch bevor ich mit Straßen- und U-Bahn zum Kino fahre.
Für einen Mittwoch ist es im Kino erstaunlich voll. Wir schauen “Gundermann” – ein wirklich sehenswerter Film. Einerseits wird die Geschichte einer spannenden Persönlichkeit erzählt, andererseits ist der Film auch einfach gut gemacht. Tolle Bilder, tolle Schauspieler, gut erzählt.
Beim Anblick der vom Braunkohletagebau total zerstörten Landschaft im Film kann ich nur den Kopf schütteln und nicht verstehen, warum Kohle immer noch ein zeitgemäßer Energielieferant sein soll.
Nach dem Kino trinken der Bruder und ich noch einen Cocktail und reden über den Film, die Familie, das Leben und die Nazis auf den Straßen und in den Parlamenten. Lösungen finden wir heute keine, aber nach einem schönen Abend in netter und kluger Gesellschaft gehe ich zufrieden nach Hause, schreibe diesen Text zu Ende und gehe schlafen.